Sound

feat. Narfos

All about Sound

Instagram Livetalk mit Narfos

Zur zweiten Ausgabe der Afzack-Instagram-Livetalks All about… begrüßten wir als Gast den jungen Soundcreator Daniel aka Narfos. Zusammen mit Expulze, mit dem ihn eine tiefe Freundschaft und gleichzeitig die Leidenschaft für elektronische Musik verbindet, eroberte Narfos in den letzten Jahren die Bühnen Südtiroler Festivals und wurde sogar schon international gebucht. 
Am Freitag, 10. April sprachen wir mit Narfos über den neuen Song “Orange und Blau”, die Zusammenarbeit mit seinem Kumpel Expulze, seine ersten Schritte und seine Geschichte im Musikbusiness, Erfahrungen und prägende Momente, Wünsche, Zukunftsaussichten, Insider und mehr. 

 

Wie kommt man auf die Idee, über orange Warnwesten und den blauen ,,Schurz‘‘ einen Song zu schreiben?
Die Idee an sich hatten wir eigentlich schon länger im Kopf. Im Laufe der Zeit kam es dazu, dass wir uns bei den Live-Auftritten mit einer orangen Warnweste bekleideten und dann kam eben der blaue Schurz noch dazu. Der Schurz steht symbolisch für Südtirol und die Warnweste für Trash, also das freakige Zeug, das wir produzieren. Es wurde zu unserem Wiedererkennungsmerkmal. Zudem gefällt uns beiden die Farbkombination sehr. Der Track ist bewusst sehr energisch, man könnte bei den Vocals vielleicht auch fast aggressiv sagen, um die Power unseres Seins auszudrücken. Es hat mir auch viel Spaß gemacht, die Vocals zu recorden. Wie üblich sind auch so manche Blödsinne drin, einfach aus Fun. 

Die Warnweste zog ich das erste Mal bei einem Auftritt im Vinschgau, in der Disco Ladum, an. Im Auto meiner heutigen Freundin sah ich sie und verzierte mich damit aus Spaß. Wobei Warnwesten ja von vielen Partygängern weltweit angezogen werden. Die skurrile Kombination mit dem blauen Schurz aus unserer Heimat macht bei uns die Besonderheit aus.

 

Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Expulze & Narfos und wie sehen eure Denkprozesse aus?
Grundsätzlich sind wir eigentlich ständig in Kontakt, sei es wegen der Musik oder auf privater Ebene. Wir sind sehr gute Freunde. Außerdem teilen wir uns die Verwaltung von Durasonis Records, unserem Label, welches ich als Founder und CEO koordiniere. Wir reden viel miteinander und befinden uns eigentlich auf einer sehr ähnlichen, oftmals derselben, Wellenlänge. Irgendwann entstehen dann Ideen. Meistens funktioniert es so, dass einer mit einem Projekt beginnt, der andere es dann zugeschickt bekommt und daran weiterarbeitet. Meistens treffen wir uns, um auch zusammen am gleichen PC am Projekt weiterzuarbeiten bzw. das Projekt abzuschließen. Anfangs waren unsere Kollaborationen eher normal, könnte man sagen, dann kam die Freakness dazu, wir blödelten einfach rum und hatten Spaß.

Als wir den Track Beer produzierten, kamen wir von einem Biereinkauf zurück. Wir wussten beim Einkauf nicht welche Sorte Bier wir kaufen sollten, daher einigten wir uns darauf, verschiedenste Biersorten zu kaufen und zuhause eine Bierverkostung mit Bewertung zu veranstalteten. Gleichzeitig nahmen wir verschiedene Klänge mit meinem USB-Mikrofon auf.

Beim Produzieren sind wir oft nicht gleicher Meinung, oftmals diskutieren wir, aber kommen eigentlich aufgrund unserer Harmonie und Vernunft immer zu einem Kompromiss bzw. zu einer Einigung. Ich finde es super in einem Zweierteam, weil so durch den Austausch zweier Ansichten und Inputs tolle Ergebnisse resultieren.
Auch die Zusammenarbeit bei Live Auftritten funktioniert mittlerweile super. Da wir unsere populärsten Songs zusammen produziert haben, werden wir meistens im Doppelpack gebucht. Als alles losging, waren wir oft beide hinter dem DJ-Setup und waren uns gegenseitig ein wenig im Weg. Heute ist es so, dass ich mich als MC auf die Vocals etc. konzentriere und Expulze den Sound in der Hand hat. Manchmal, wenn einer meiner Tracks gespielt wird, wie Beatmaker oder Trash Sound, dann gehe ich zurück und spiele ein wenig mit meinen Tracks rum, effektivere usw.
Mir macht es sehr Spaß das Mikrofon zu übernehmen, mit meiner Stimme zu spielen und herum zu schreien. So habe ich in letzter Zeit auch immer mehr angefangen zu rappen.

Welche Geschichte steckt hinter euren Namen?
Grundsätzlich war mir wichtig, dass der Name erfunden ist und noch nicht verwendet wird bzw. es das Wort noch nicht gibt, damit ich meinem Künstlernamen selber einen Wert geben kann und mit dem Namen nicht schon im Voraus etwas assoziiert wird.

Am Anfang, als ich noch unbekannt auf Soundcloud unterwegs war, hatte ich mich Soundjunkie oder FRA genannt.  Zu dieser Zeit löschte ich auch laufend ältere Tracks, da ich aufgrund meines Fortschritts nicht mehr zufrieden mit denen war. In der langen und sorgfältigen Nachdenkzeit zum neuen Namen kam ich dann irgendwann zum Schluss, dass ich den Begriff Sound mit meinem Nachnamen Frasnelli verbinden wollte. 

Ich habe einfach so lange Buchstaben dieser beiden Begriffe aneinandergereiht, bis das Ergebnis aussprechbar war und mir gefiel. Bezüglich des Namens von Expulze fragt man lieber ihn direkt. 

 

Ihr habt sehr großen Erfolg. Wie geht ihr allgemein mit Hate um?
Für Hater gibt es eigentlich nur Ignoranz, wobei ich sagen muss, dass ich bis jetzt eigentlich noch nie wirklich Hate zu spüren bekam. Hater spielen für mich keine Rolle, denn solange es manchen und hauptsächlich mir selbst gefällt, passt sowieso alles- zumindest vom künstlerischen Aspekt her. Klarerweise hat man mehr Freude damit je mehr Leuten es gefällt, umso mehr wird man schließlich auch finanziert, kann Investitionen tätigen und kann unter Umständen sogar davon leben. So kann man die Musik zum Beruf machen. Aber Hater finde ich generell lustig, ich provoziere gewissermaßen gerne indirekt und gehe gern auf Hates mit einem Schmunzeln ein.

Welche Tipps hast du für junge Musiker in Südtirol?
Allgemeine konkrete Tipps gibt es nicht wirklich, jeder geht seinen eigenen Weg. Man sagt immer, sei du selber und push deine eigenen Werte, das unterschreibe ich natürlich. 

Ich versuche immer, mich nicht mit anderen oder deren Level zu vergleichen, sondern mich auf mich zu fokussieren. Habe Spaß dabei und mache es gerne. Sei nicht zu viel auf Ergebnisse fokussiert, sondern auf den Moment. Sei prozessorientiert. Lass deine Individualität blühen und sei geduldig.

Am Beginn meiner Karriere hatte ich mit Musik und der ganzen Branche nichts zu tun. Allgemein spielte ich auch nie ein Instrument und kann bis heute keine Noten lesen. Ich war jedoch immer schon kreativ und drückte mich gerne künstlerisch aus. Irgendwann entdeckte ich meine Begeisterung für Sound. Ich steigerte mich immer mehr hinein und entwickelte einen wachsenden Enthusiasmus. Ich experimentierte viel und interessierte mich sehr für die Thematik. Mich interessiert nach wie vor alles Rund um Sound und ich lerne gerne neue Dinge. Expulze war sicher eine der wichtigsten Personen in der Startphase meiner Karriere, da ich mit ihm, wie auch heute, viel im Austausch war und Tipps bekam. 2015 begann ich mit dieser ganzen Geschichte als kompletter Laie. 2016 hatte ich meinen ersten Auftritt in meinem Heimatdorf. 2017/18 kamen langsam die ersten Aufträge und Anfragen.

Wie sieht dein ideales Festival aus?
Auf jeden Fall ein Open Air, ein paar verschiedene Stages, freundliches, familiäres und motiviertes Klima zwischen den Leuten, Sonne, und kaltes Bier. Am meisten zählen die richtigen Leute und eine tolle Location für mich, welche Musik (ob Volksmusik, Rock, Pop, Oldies oder EDM) ist für mich verglichen dazu eigentlich sogar eher zweitrangig. Wenn das gegeben ist, dann hat man auch ohne Musik Spaß. Wenn dann noch geile Musik gespielt wird, ist es perfekt. 

Wir selbst haben auch in Kollaboration mit anderen Organisationen oder auch alleine als Durasonis Verein einige Events organisiert. Zu nennen wären das Durity Festival 2017 am Ritten, Tscheppermorkt 2018/19 in Auer parallel zum Markusmarkt oder Trashbash 2019 in der Disco Juwel. Es gibt verschiedene Problematiken in Südtirol für Festivalorganisatoren, angefangen bei der Politik, den Behörden, herrschender Intoleranz, bis hin zu mangelnder Infrastruktur und nicht genehmigten Locations. Wir organisierten auch zwei Mal einen Production-Kurs für Anfänger. Heute konzentriere ich mich jedoch nur mehr auf meine primäre Leidenschaft, nämlich das Künstler-Sein.

 

Was sind für dich die tollsten Aspekte und warum fühlst du dich als Künstler so wohl?
Ich liebe es frei zu sein, kreativ zu sein, mich als Künstler auszudrücken, individuell zu sein, keine Anweisungen zu bekommen, mich selbst zu organisieren, jegliche Dinge rund um selbständig zu erledigen, selfmade zu sein, keine Regeln zu haben. In der Kunst gibt es kein richtig und kein falsch. Es gibt nur Kreativität und Geschmäcker. Flexibel und unabhängig zu sein, immer etwas Neues zu Lernen und mir meine Arbeit selbst einzuteilen.
Damit verbunden ist natürlich auch Herausforderung und Risiko, was mir jedoch lediglich Reiz und Motivation gibt. Immer wieder neue und größere Meilensteine zu erreichen freut mich. 

Ich kann tun was ich wirklich will und was mir Spaß macht. Ich liebe es, schräge Freaks kennenzulernen und die Music Community. Ich kann zudem blödeln, unterhalten, auf Dinge aufmerksam machen, verschiedene Projekte starten, umherreisen und in Kontakt mit verschiedenen und immer neuen interessanten Leuten sein. Bei den Live Auftritten kann ich selbst auch tanzen und meine Energie rauslassen und weitergeben.

 

Was waren bis jetzt die prägendsten Erfahrungen und schönsten Momente?
Die prägendsten Momente bis jetzt waren wahrscheinlich das erste Mal zusammen mit Expulze ins Ausland, nach Spanien, zu fliegen. Dort in einem ziemlich abgef*ckten Club mit cooler Rave Stimmung aufzulegen und später auf einem Festival und einer Free Party.

Zu erwähnen wäre sicherlich noch das lustige Missgeschick bei Crazy Castle 2019. Es war sehr geil und cool, auf der Mainstage des größten EDM Festivals Südtirols unsere Tracks zu performen. Bei dem Live-Auftritt vor Tausenden von Leuten ereignete sich folgendes: Als wir gerade unseren Song Polkaholica spielten, wollte ich bei einem Break “Süd” schreien und von der Menge die Antwort “Tirol” bekommen wollte. Aufgrund meiner schon total zerstörten Stimme und der fehlenden Vorwarnung, antworten scheinbar alle mit “Heil” weil sie verstanden haben, dass ich “Sieg” schreie. Als der Auftritt zu Ende war, ging ich hinter die Bühne und dachte mir eigentlich nichts, außer dass der Auftritt gut gelungen ist. Karim MC fragte mich gleich was mit mir los sei und warum ich den Leuten derartiges entgegen schreie. Ich wusste erst nicht, was gemeint war. Er erklärte es mir und ich verstand, dass so viele Leute mich akustisch falsch verstanden hatten und reagierten. Am darauffolgenden Tag postete ich eine Insta-Story, um das Geschehen klarzustellen. Ein sehr unwohler und lustiger Moment zugleich. 

Meine schönsten Momente sind jene, in denen ich bei einem Live Auftritt richtig Spaß habe, mit den Leuten interagiere und viele lachende, tanzende Gesichter sehe.

Evtl. noch ein Open-Air-Festival und die Sonne scheint uns allen entgegen, in der rechten Hand das Mikrofon und in der linken Hand ein kaltes Bier. Bei unserem Track “Gasierung” springe ich oft mit voller Energie in die Menge, pogere mit den Leuten und schrei gleichzeitig ins Mikrofon.

Wie kann man sich das Narfos-Leben, auch jenes der Zukunft, vorstellen?
Ich möchte gerne als Solo-Künstler und auch als Duo mit “Expulze & Narfos” weitermachen wie bisher und immer mehr Reichweite aufbauen und damit wachsen. Mit unserem eigenen Label “Durasonis Records” könnten wir evtl. später auch andere Künstler vertreiben und promoten, die passende Musik dafür produzieren. Demnächst kommen unsere erste Merchandise Collection und Sticker.

Im Sommer mache ich nach der Matura eine Europareise mit meiner Freundin in einem Camper- den Kopf mal frei haben, ohne Plan und ohne Ziel losfahren. Ich würde dann gerne regelmäßig in verschiedenen Länder auftreten. In Spanien habe ich bereits Kontakte, die ich pflege.

Als Narfos produziere ich gerade einen Track mit “Der Traurige Gärtner” aus Wien. Des Weiteren arbeite ich an einem Shanti Powa Ultra Mix, worin ich versuche einzelne Ausschnitte, vor allem Vocals, meiner Favoriten aus den drei Alben der Band, in einem elektronischen Remix zu vereinen. Für den Sommer habe ich bereits eine neue Solo EP bestehend aus drei Titeln fertig. Dafür brauche ich nur noch die Möglichkeit, die entsprechenden Musikvideos zu drehen. Ich hoffe, ich kann sie dann auch effektiv im Sommer veröffentlichen. In dieser neuen EP kommt auch Rap von mir zum Einsatz. 

In der Zukunft will ich von meiner Musik gut leben können. Am Anfang haben wir auch für 50€ aufgelegt, was sich dann steigerte. Mittlerweile verdienen wir durch Auftritte, Streaming-Plattformen und in Zukunft, denke ich mal, auch ein wenig durch das neue Merchandise, ganz gut. Ich brauche eh keine Luxusgüter wie schicke Autos, Designer Bekleidung etc. Ich habe für derartige Dinge überhaupt keine Begeisterung. 

Ich muss und will keine Prestige Produkte besitzen. In meinen Augen Geldverschwendung. Ich bin mit wenig zufrieden und glücklich und habe es lieber minimalistisch. Meine Berufung ist mein großer Antrieb und ich bin mit dem Kopf eigentlich so gut wie ständig dabei, könnte man sagen.

Wie kam es zum Song Breaking News und was fühlst du, wenn du darüber nachdenkst?
Nach Ciodo und Bier waren wir eine Weile nicht so aktiv. Die Line ,,Are you tired of these boring beats?”, …”well, we have breaking news for you’’ war der provokante Startschuss. Ich wollte News ausrufen, dass wir wieder zurück sind und so weiter. Aus diesem Funken entstand immer mehr und führte schlussendlich zum fertigen Song. Dieser ist auch interessant, weil der erste Teil eher von Felix stammt und der zweite eher von mir. Richtig erfolgreich und viral ging das Stück, als der deutsche Youtuber “Inscope21” es aufgrund einer Donation während eines Live Streams abspielte. 

 

Was wünschst du dir?
Dass die Leute im Allgemeinen viel lockerer, offener und toleranter werden und sich nicht aufgrund ihrer Verschiedenheiten schief ansehen oder sich sogar anfeinden. Häufig ist es der Fall, dass sich die vielen verschiedenen sozialen/gesellschaftlichen Gruppen oder Szenen gegenseitig abspalten und sich voneinander abschotten. In einem eng geschlossen Raum wie Südtirol fallen solche Dinge besonders auf und machen sich spürbar/bemerkbar. 

Schön finde ich es immer, wenn diese Spaltungen gesprengt werden und Menschen verschiedenster Gruppen, von jung bis alt, zusammen feiern. 

Ich finde oft ist auch das Problem, dass sich Leute nicht auf neue oder andere Dinge bzw. Richtungen einlassen wollen, da sie sich ihrer eigenen Gruppe zugehörig fühlen. Polkaholica z.B. vereint Volksmusik und alternative elektronische Tanzmusik, zwei Stile/Genres/Szenen bzw. Richtungen, die üblicherweise nicht zusammen vorkommen. Neben der Musik werden gleichzeitig unterbewusst auch soziale Gruppen vereint. Der Gedanke dahinter ist, dass sich die unterschiedlichen Gruppen näherkommen und dass wir schlussendlich alle nur einfache ,,Loutr‘‘ sind. “All the Loutors in da house!”. 

Klar, Szenen sind interessant und cool, ich bin auch sehr gerne in der Tekno-Szene, aber ich glaube, jeder kann verstehen was gemeint ist. Bei diesem Thema erinnere ich mich gerne an meine Mutter, die bei unserer Veranstaltung Tscheppermorkt 2018 in Auer das erste Mal auf einer Party von uns war und meinen Live-Auftritt hautnah miterlebte. Sie hört am allerliebsten Volksmusik. Anfangs meinte sie, dass diese “Bumm-Bumm-Musik” überhaupt nichts für sie ist und dass es mit der Zeit sehr anstregend sei. Zudem fand sie die Leute und das Klima komisch. Nach längerem Beobachten und Zuhören, erzählte sie mir, bewegte sich langsam ihr Bein und sie fing an zu tanzen. Es gefiel ihr schließlich sehr gut und sie fand die Stimmung toll.

Was ich vielleicht noch nur kurz erwähnen könnte und möchte, ist folgendes: Momente digital festhalten, um sie später nochmal anzuschauen, sich nochmal ein wenig in den Moment versetzen zu können und eine Erinnerung zu haben, ist sicherlich sehr toll. 

Aber man sollte daran denken, dass das wirklich tolle ist, die Momente selbst in vollen Zügen zu leben.