Female Entrepreneurship

mit Viktoria Steger

ALL ABOUT FEMALE ENTREPRENEURSHIP

Instagram Livetalk mit Viktoria Steger

Zur vierten Ausgabe der Afzack-Instagram-Livetalks All about... begrüßten wir Viktoria Steger. Durch den familieneigenen Betrieb ist sie mit dem Unternehmertum seit frühester Kindheit in Berührung. In ihrer Masterarbeit beschäftigte sie sich mit Frauen als Gründerinnen und deren Motivation für's Unternehmertum. Für diese Forschungsarbeit wurde sie im vergangenen Jahr mit dem Wissenschaftspreis der Wirtschaftskammer Tirol ausgezeichnet. Mit AfZack sprach sie über ihre Jugend, Frauen und Männer in Führungspositionen, Familie und Business, das Bildungssystem und eigen Pläne zur Unternehmensgründung.

 

Hat sich die jugendliche Viktoria auch schon mit diesem Thema befasst?
Vor 10 Jahren war ich noch eine ganz andere Person und hätte mir nie gedacht, dass ich irgendwann zu diesem Thema eine Masterarbeit schreiben und dafür einen Wissenschaftspreis gewinnen würde. Das Interesse für die Thematik entwickelte sich im Laufe der Zeit. Konkret habe ich mich in den letzten zwei bis drei Jahren damit beschäftigt, mich informiert und dabei auch gemerkt, dass ich irgendwann selbst ein Unternehmen gründen will. In dieser Zeit habe ich viele Bücher über Frauen gelesen, die erfolgreiche Unternehmen gegründet haben. Eins kam zum anderen und ich entschloss mich dazu, dieses Thema genauer unter die Lupe zu nehmen. 

Gab es einen speziellen Moment der Inspiration für deine Arbeit?
Die Begeisterung für das Thema kam während dem Studium. Bei mir persönlich kam dabei auch immer mehr der Gedanke auf, selbst etwas aufzubauen und zu gründen. Meine Wurzeln liegen in einem Familienunternehmen und ich denke, dass mir dementsprechend auch etwas in diese Richtung mitgegeben wurde. Ich bin auch ins Unternehmen eingestiegen und habe dort mitgearbeitet. 

Es ist sehr viel Arbeit, aber es zahlt sich aus. 

Man investiert in sich selbst und ins eigene Unternehmen. Eine Kombination aus diesen Punkten führte dann zu meiner Forschungsarbeit.

 

Frauen und Männer in Gründungs- und Führungspositionen:
Grundsätzlich kann nicht verallgemeinernd sagen, dass Männer auf eine Art gründen und Frauen auf eine andere. Die Literatur besagt jedoch, dass Frauen sehr wohl anders gründen und auch führen als Männer.
Wenn man an Unternehmensgründungen denkt, haben viele das Bild eines anzugtragenden, weißen Mannes mittleren Alters im Kopf. Dieses Bild ist natürlich nicht mehr aktuell. Nach wie vor denken wir jedoch auf Grund von Bildung und Gesellschaft so. Meine Wunschvorstellung wäre, dass wenn man Unternehmertun hört, nicht automatisch an einen Mann gedacht wird, sondern an Männer und Frauen.

Meiner Meinung nach, sollten beide Geschlechter dazu motiviert werden, selbst Unternehmen zu gründen. 

Sowohl Frauen als auch Männer sind ohne Zweifel dazu in der Lage etwas aufzubauen und Führungspositionen einzunehmen. Die Zahlen sagen jedoch leider immer noch etwas Anderes aus. In Österreich werden bspw. nur knapp neun Prozent der Start-ups von Frauen gegründet. Dagegen muss etwas unternommen werden, da es einfach nicht sein kann, dass nach wie vor so viele Männer aber gleichzeitig so wenige Frauen Unternehmen gründen.

Der Mann arbeitet, die Frau bleibt zu Hause. Entwickelt sich dieses altmodische Bild in die richtige Richtung?
Grundsätzlich würde ich schon sagen, dass wir in die richtige Richtung gehen. Sowohl Frauen als auch Männer haben heutzutage jegliche Möglichkeiten und Chancen ohne Ende. Die strukturellen Rahmenbedingungen fehlen jedoch oftmals noch. Zum Beispiel muss es möglich sein, dass Frauen Vollzeit arbeiten und gleichzeitig Unternehmen gründen können. Hierbei denke ich bspw. an Kinderbetreuungen, Versicherungen oder Pensionen. 

Es gibt viele Voraussetzungen, welche geschaffen werden müssen, damit Frauen auf ihrem Karriereweg nichts im Weg steht.

Ich bin komplett gegen diese klassischen Stereotypen, dass der Mann arbeiten geht und die Frau zu Hause bleibt. Das entspricht einfach nicht mehr dem Zahn der Zeit. Früher war es vielleicht einfach nicht möglich, da jemand zu Hause bleiben und den Haushalt schmeißen musste. Heutzutage sollte es andere Möglichkeiten geben. In diesem Bereich ist noch sehr viel Aufholarbeit zu leisten und ich erwarte mir weitreichende Verbesserungen durch Politik und Gesellschaft.
Ich glaube wir gehen in die richtige Richtung, aber es wird noch dauern und viel Arbeit kosten, bis wir am Ziel sind.

 

Deine Meinung zum Bildungssystem:
Education is the key. Wir sind schon in einer sehr glücklichen Lage, da alle jungen Menschen in die Schule oder studieren gehen können. Davon profitieren wir sehr.
In unserem Schulsystem sehe ich aber noch viele Verbesserungsmöglichkeiten. Ich glaube, dass Jugendliche teilweise sehr überfordert sind. Es herrscht ein starker gesellschaftlicher Druck, in jedem Fach gute Ergebnisse einzufahren und es muss eine große Bandbreite an Wissen abgespeichert werden. Mir fehlen vor allem die praxisorientierten Fächer und Voraussetzungen für eine fruchtbare Persönlichkeitsentwicklung. 

Grundsätzlich müsste man den Fokus viel mehr auf Soft Skills legen.

Die nordischen Länder sind uns hierbei wie so oft einen Schritt voraus. Bei uns gehen die Universitäten schon eher die richtigen Schritte, auf Schulniveau fehlt jedoch noch einiges. Kinder müssen individuell gefördert und motiviert werden und das ist nicht umsetzbar, wenn man einem strikten, gleichen Lehrplan für alle folgt. Interessante Fächer wären beispielsweise Empathie, kreatives Denken oder praxisorientierte Mathematik und Wirtschaft.

"Es kommt vor allem darauf an, was die Ausbildung mit einem macht"

Wie war deine eigene Ausbildung?
Ich habe die fünfjährige Hotelfachschule besucht und später in Innsbruck internationale Wirtschaft studiert. Am MCI absolvierte ich dann den Master Entrepreneurship, Tourismus und strategisches Management. Meine Ausbildung hat mir sehr geholfen, aber ich glaube es kommt vor allem darauf an, was die Ausbildung mit einem macht. Jede Universität versucht die Studenten dazu zu motivieren, sich mit gewissen Themengebieten genauer zu beschäftigen. Bei mir war das ähnlich und mit der Zeit habe ich selbstständig damit angefangen Bücher zu lesen und mich weiterzubilden. Demnach denke ich, dass es die Bildungseinrichtungen per se nicht dazu braucht, damit sich Menschen weiterbilden, sie wecken jedoch das Interesse an einzelnen Themengebieten. 

 

Wirst du das Unternehmen deiner Familie irgendwann leiten?
Anfangs hatte ich überhaupt kein Interesse am Unternehmen und ich hätte mir, wie wahrscheinlich viele andere Jugendliche, nie vorstellen können, in diesem Bereich tätig zu werden. Bis Anfang 20 war ich grundsätzlich ziemlich überfordert mit meiner Lebensplanung. Auf Initiative meiner Eltern habe ich dann im Betrieb mitgearbeitet und das Interesse kam wie von allein. Neben dem Studium hatte ich natürlich nicht für eine Vollzeitstelle Zeit. Ich glaube aber, dass ich durch das Familienunternehmen gesehen haben, dass ich Spaß daran habe und selbst etwas von Null auf starten möchte. Ins Familienunternehmen und dessen Strukturen und Kunden rutschen man irgendwie hinein, doch ich finde es noch spannender eine eigene Idee zu entwickeln und diese umzusetzen.

In welche Branche zieht es dich?
Man kann irgendwo schon von der gleichen Branche wie jene meiner Eltern sprechen. Ich glaube, irgendwie wächst man hinein, wird begeistert und entwickelt in dieser Branche seine Stärken. Bei mir war das auf alle Fälle so, obwohl es natürlich viele Beispiele von Kindern gibt, die einen komplett anderen Weg wie die Eltern einschlagen.
Zurzeit arbeite ich bei einem Jungunternehmen in Wien. Es ist total interessant zu sehen, wie so ein Unternehmen funktioniert und wie dynamisch es ist. Aus meiner Studie hat sich ergeben, dass man nach dem Studium erst einmal Arbeitserfahrung sammeln, sich weiterbilden und ein Netzwerk aufbauen sollte. 

Gründen kann man immer und man sollte sich von diesem Wunsch nicht zu sehr stressen lassen. 

Diesen Gedanken habe ich mir zu Herzen genommen und bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Wenn die Zeit reif ist, werde ich in der Tourismusbranche etwas gründen.

Das Unternehmen in Wien ist in der Lebensmittelbranche tätig und ist demnach irgendwie mit meiner zukünftigen Branche in Verbindung. Grundsätzlich glaube ich, dass man sich nicht nur auf eine Branche fokussieren, sondern sich überall ein bisschen umschauen sollte. Wenn man etwas gründet beschäftigt man sich auch nicht ausschließlich mit der jeweiligen Branche, sondern benötigt einen breiten Überblick.  
Mein Gründungsteam und ich sind momentan in der Vorgründungsphase, das heißt die Idee steht soweit. Wir haben auch schon einen Businessplan geschrieben, uns mit dem Gründungsservice in Verbindung gesetzt und die Idee mit vielen Menschen besprochen. Wann es de facto losgeht ist noch nicht abschließend geplant.

Wie sieht dein ideales Unternehmen aus?
Mir wäre es wichtig, dass alle MitarbeiterInnen spüren, dass sie gebraucht werden, Verantwortung bekommen und selbstständig arbeiten können. Die Mitarbeiter sollen motiviert und inspiriert werden und eine gemeinsame Vision verinnerlichen und diese auch leben. Grundsätzlich braucht es meiner Meinung nach die fixen 40 Stunden pro Woche nicht mehr. Man kann nicht davon sprechen, dass man immer von 9 – 17 Uhr produktiv oder kreativ ist. Die Menschen sollten flexibel die Möglichkeit haben zu entscheiden wann, wo und wie sie arbeiten. 

Man sollte weniger in Stunden und mehr in Zielen, Meilensteinen und Projekten denken.

In der heutigen Zeit ist es extrem wichtig, als Unternehmen flexibel zu bleiben und die Möglichkeit zu wahren, auf Gegebenheiten wie die momentane Corona-Krise reagieren zu können. Wer sich am besten anpassen kann, wird in unserer schnelllebigen Zeit am längsten existieren. Digitalisierung ist hierbei wohl einer der wichtigsten Aspekte. Social Media oder online-Meetings sind heutzutage einfach ein Muss. Auch die Möglichkeit auf Homeoffice muss weiterhin gefördert werden. Die MitarbeiterInnen sollen die Freiheit haben, selbst zu bestimmen, an welchem Ort sie dem Unternehmen den größten Nutzen bringen.
Für mich persönlich würde ich ebenfalls eine Situation befürworten, in der ich immer selbst entscheiden kann von wo und wieviel ich arbeite oder ob ich mir spontan freinehme und meine Arbeit an einem anderen Zeitpunkt verrichte. Auch von Unternehmensseite her wünsche ich mir, dass man es immer schafft, auf die Bedürfnisse der MitarbeiterInnen einzugehen und zusammen optimale Lösungen zu finden.ds